Der Pflaumensorten Erhaltungsgarten von Hortus - mit rund 120 Pflaumensorten - soll in Oberösterreich als GenPool zur Verbesserung und Wiederherstellung der Sortenvielfalt (Abgabe von Edelreisern) fungieren und zu vermehrter Bewusstseinsbildung über die Geschmacksvielfalt bei den Pflaumen und deren Verwertungsprodukten entscheidend beitragen.
In der ersten Hälfte des 19.Jhdts wirkte in Braunau/Inn der Apotheker und langjährige Bürgermeister Dr.Georg Liegel (17791861) als Obstbaupionier. Er beschäftigte sich mit dem Studium von Kern und Steinobstsorten, die er aus ganz Europa und auch aus Übersee zusammengetragen hatte. Seine Baumschule umfasste fast 1000 Sorten, darunter alleine 400 Pflaumensorten. Er schuf seinerzeit die erste wirklich fundierte Pflaumensystematik und erlangte durch seine Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Pomologie Weltruhm. Sein Spezialstudium galt den Pflaumen, wobei er selbst einige Sorten aus Samen gezogen („gezüchtet“) hat. Nach Liegels Tod im Jahre 1861 wurde zwar die Baumschule von seinem Gärtner Augustin Keindl übernommen, deren Sortenvielfalt ging aber mit dem Niedergang der „Sortenliebhaberei“ zugunsten des Erwerbsobstbaues zur Zeit der Jahrhundertwende weitestgehend verloren. Vom Liegelschen Pflaumensortiment ist mit wenigen Ausnahmen in Österreich kaum etwas erhalten geblieben.
Ein großes Anliegen der im Jahre 1999 gegründeten Hortus Gesellschaft war es, nicht nur das Andenken an Dr. Georg Liegel zu pflegen, sondern auch einen sortenreichen Pflaumengarten in Braunau und Umgebung zu schaffen. Es wurden Pflaumenkartierungen im Braunauer Bereich sowie im Salzkammergut in Auftrag gegeben. Ein Teil des dabei entdeckten Sortenmaterials sowie einige in österreichischen Baumschulen angebotene Sorten wurden im Hortus Sortengarten bzw. auf kommunalen Flächen ausgepflanzt. In Hinblick auf die Vielfalt des Liegelschen Sortimentes waren diese Aktivitäten nicht ganz befriedigend. Durch die persönlichen Kontakte von Dr. Bernkopf (AGES Linz) mit dem Pflaumenspezialisten Dr. Hartmann von der Universität Stuttgart Hohenheim wurde man auf die dortige Sammlung alter Pflaumensorten und auf die Züchtung neuer Sorten aufmerksam. Es stellte sich heraus, dass im Altsortiment viele Sorten, die einst Teil des Liegelschen Pflaumenbestandes waren, enthalten waren. Es reifte bei Hortus daher die Idee, mit einem kleinen Teil des Stuttgarter Sortiments im Nahbereich von Braunau einen Pflaumensorten Erhaltungsgarten zu errichten und mit heimischen Lokalsorten zu ergänzen.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eine auf der ganzen Welt anerkannte Verpflichtung darstellt, die in internationalen Verträgen, die auch Österreich unterschrieben hat, verankert ist. Die Sortenvielfalt an Zwetschken, Pflaumen im engeren Sinne, Renekloden, Mirabellen, Kriechen etc. ist in Österreich sehr gering. Dies betrifft sowohl die Sorten in den Privatgärten wie auch in den so genannten öffentlichen Obstgenbanken. Gründe dafür liegen im starken Rückgang des landwirtschaftlichen Obstbaues generell, insbesondere aber in der geringen Lagerfähigkeit dieser Obstart, Preisverfall bei Verarbeitungsprodukten durch Billigimporte, sinkende Bereitschaft (Zeitfaktor) der Hausfrauen zur Herstellung von Kompotten, Dörrprodukten etc.
In den letzten Jahren gibt es viele Initiativen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung des sortenreichen Streuobstbaues, zur Auffindung von Produktnischen und zur Etablierung von neuen Vermarktungsformen. Jedes Jahr werden Tausende Apfel und Birnbäume ausgepflanzt. All diese Aktivitäten wurden und werden vom Land Oberösterreich unterstützt. Es ist dabei festzustellen, dass die Pflaumen bei diesen Initiativen weitgehend unberücksichtigt geblieben sind. Auf Grund des sehr geringen Angebots an Pflaumensorten in den Baumschulen, des leider nur marginalen Pflaumenanteils bei den geförderten Auspflanzaktionen etc. sind die Pflaumenbestände in Oberösterreich total überaltet, bestandsgefährdet und äußerst sortenarm.
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